Das etwas andere Trainingslager der Reserve und A-Jugend der HSG
Nordhorn/Assen. Sie balancierten in schwindelerregender Höhe, hangelten über dem Abgrund an Seilen entlang, wateten durch verdreckte Teiche und schleppten dabei einen Baumstamm mit sich herum – das Trainingslager der HSG Nordhorn II und der A-Jugend des Handball-Zweitligisten am vergangenen Wochenende fiel ungewöhnlich aus.
Trainer Lars Hoogeveen hatte seine Teams in der Johan Willem Friso Kaserne in Assen einquartiert. Und ein Freund, der beim niederländischen Militär dient, knöpfte sich die Handballer mal so richtig vor. Das diente zum einen dazu, um ein wenig Abwechslung in die körperliche Ertüchtigung während der Vorbereitung auf die Verbandsliga-Saison zu bringen. Zum anderen allerdings verfolgte Hoogeveen damit vorrangig das Ziel, die Gruppe von 26 Spielern, von denen etliche bei der Reserve und im Nachwuchs zum Einsatz kommen werden, enger zusammenzuschweißen. Und auch wenn zwischen dem Auftakt am Freitagabend und der Rückkehr am Sonntagnachmittag doch einige murrten über das, was ihnen da zugemutet wurde, so war Hoogeveen mit dem Resultat überaus zufrieden: „Das war am Sonntag eine total andere Gruppe, die große Fortschritte gemacht hat", berichtet er, gewachsen als Gemeinschaft an den Herausforderungen. „Ich bin ganz stolz auf die Truppe", sagte der Niederländer, der betonte: Auch wenn vor mancher Übung gemotzt worden sei, hätten letztlich doch immer alle mitgezogen. Als sich die Nordhorner am Freitag endlich durch die Staus des niederländischen Wochenend-Verkehrs gekämpft hatten, bezogen sie zu viert die Soldatenunterkünfte in der Kaserne. Hoogeveen teilte die Zimmerbelegung ein – und nahm erst einmal allen ihre Mobiltelefone ab. Nur das Trainingslager sollte im Fokus sein. Der Auftakt mit zwei Stunden Handballtraining in der Halle war dann sehr gemäßigt – gemessen an dem, was auf die Jungs noch zukommen sollte. Nach dem Wecken am Sonnabend um 7 Uhr und dem anschließenden Frühstück ging es auf die 800 Meter lange Laufbahn. In Fünfergruppen mussten dabei Kanister (40 kg), Kisten (30 kg), Sandsäcke (20 kg) oder sechs Meter lange Baumstämme transportiert werden. Nach einer Trinkpause ging es von 10 bis 12 Uhr erneut in die Halle. Nachmittags mussten sich die Handballer dann an der Seilbahn überwinden, in schwindelerregender Höhe über einen Balken balancieren und allerlei Mutproben bestehen, mit denen sonst Soldaten gedrillt werden. „Sie waren mental stark gefordert, mussten ihre Höhenangst überwinden", erzählt Hoogeveen, doch sogar den Sprung aus großer Höhe in ein Netz wagten alle. Kurzer Blick aufs Handy erlaubt In der Pause gab es für eine Stunde die Handys zurück. Es folgte eine Stunde Mentaltraining und nach dem Essen stand abends ein Testspiel gegen HV Unitas an, das die HSG gegen den niederländischen Drittligisten mit 34:26 gewann. „Alle haben bis zur letzten Sekunde alles gegeben", war Hoogeveen zufrieden, auch weil es spielerisch immer besser läuft: „Es kommt langsam Struktur rein." Und den anschließenden gemeinsamen Grillabend hatten sich die Spieler wahrlich verdient. Doch am Sonntag ging es mit der Tortur erst richtig los. Nach dem Frühstück ging es auf die Hindernisbahn, wo erneut die 30-kg-Kisten und die Baumstämme warteten. Nach anderthalb Stunden waren die Handballer platt. Doch es ging noch weiter. Paarweise ging es an die Seilbahn, und während einer Strecken von 200, 300 und 400 Metern auf tiefem Untergrund lief, musste der andere am Seil entlang hangeln. Wer von den Jungs geglaubt hatte, mit dem Mittagessen und dem Aufräumen der Unterkünfte sei die Fronarbeit getan, der sah sich getäuscht. Es folgte ein Stafetten-Parcours, bei dem ein 120 kg schwerer Reifen eines Flugzeugs nicht gerollt, sondern immer wieder um die eigene Achse gekippt werden musste. Anschließend kamen wieder die Baumstämme ins Spiel, erst bei Stafetten innerhalb der Kaserne, dann als Transportgegenstand für jeweils vier Handballer außerhalb der Militärbasis.
Dabei scheuchte der Ausbilder die Spieler durch einen Wald, ließ sie durch einen Teich waten, der wohl nicht nur mit Entengrütze verdreckt war, und jagte sie weiter durch Feld und Flur. Als auf dem Rückweg erneut der Teich passiert wurde, trauten die Handballer ihren Ohren nicht: Auf Knien sollten die Vierergruppen mit den Köpfen unter Wasser durch den Teich kriechen und dabei den Baumstamm in die Höhe halten, damit er nicht nass wird. Doch auch dazu waren sie dann bereit. Frisch geduscht ging es zurück nach Nordhorn, wo gemeinsam noch der 33:27-Sieg der Zweitliga-Mannschaft gegen Hildesheim geschaut wurde. Lars Hoogeveen stellte zufrieden fest: „Wir haben ganz viel gearbeitet."